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Tod durch Auferstehung

Franz Schmidt: Ein Komponist im Fadenkreuz

„Sie spielen Schmidt?
Der war doch ein Nazi!“

„Franz Schmidt-Musikschule?
Sofort umbenennen!“

„Der hat doch …
… die Deutsche Auferstehung …“
„Ja und Nein.“

Kostete seinen Tod.
Und danach seinen Ruf.
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Lesen Sie, was wirklich war.
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48 Kernseiten 190g, Umschlag 300g
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EAN: 9873950544411 Artikelnummer 6050 Kategorien ,

Über das Büchlein

Der Wiener Organist, Herausgeber und Musikwissenschaftler Michael Gailit legt ein dünnes, aber inhaltsreiches Büchlein vor, in dem einmal mehr die Hintergründe ausgeleuchtet werden, die zu Franz Schmidts Punzierung als Nazi-Komponist geführt haben. Der Stein des Anstoßes ist ja immer wieder seine Kantate „Deutsche Auferstehung“; auch die darin enthaltene Fuga solemnis ist mit dem Nazi-Vorwurf kontaminiert, obwohl sie früher und ohne Zusammenhang mit der Kantate entstanden ist.

In seiner Argumentation nimmt Gailit einen Umweg über Schmidts Oper „Fredigundis“ und die damit zusammenhängenden Stücke für Bläser und/oder Orgel, und hier liefert er eine Überraschung. Schmidt bekam zwei Anfragen nach einer festlichen Fanfare; „den so entgegengesetzten politischen Lagern lieferte er exakt das gleiche Stück.“ Die Fanfare erklang im Frühjahr 1925 zweimal an prominenter Stelle, nämlich sowohl bei einer Veranstaltung des politisch weit rechts stehenden „Alldeutschen Verbands“ als auch bei der Maifeier der Sozialdemokraten. Letztere Aufführung „blieb im Schrifttum bisher unerwähnt“, was die spätere Wahrnehmung Schmidts als angeblichen Sympathisanten der rechten Reichshälfte nicht gerade erschwert hat.

Sodann erfährt man alles Wissenswerte über die Kantate, etwa auch dass sie ihren Titel erst nach Franz Schmidts Tod bekommen hat. Die Rolle des prominenten Organisten Franz Schütz wird beleuchtet so wie auch die der anderen Zeitgenossen. Die Broschüre ist ästhetisch ansprechend gestaltet und bietet Faksimiles und Fotographien sowie eine englische Zusammenfassung.

Der Titel der Abhandlung ist doppeldeutig zu verstehen. Schmidt war bereits schwerkrank, als er dennoch und unter großem Zeitdruck an der Kantate weiterarbeitete; Gailit geht davon aus, dass dies Schmidts Ableben beschleunigt hat. Und die „Auferstehung“ war nahezu tödlich für Schmidts Ranking im Repertoire. Gegen diese bedauerliche Fehldeutung des wichtigen österreichischen Komponisten ist Michael Gailits Essay eine willkommene Unterstützung.

Peter Planyavsky

Singende Kirche 2025/2

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